Mit einem Empfang und dem Film eines Nachwuchsregisseurs feierte das Verdener Kommunalkino jetzt seinen 40. Geburtstag. Zahlreiche geladene Gäste, darunter Bürgermeister Lutz Brockmann, die Landtagsabgeordnete Dr. Dörte Liebetruth und die ehemalige Frauenministerin Christina Bührmann, hatten sich im Foyer des Cinecity eingefunden, wo Vorsitzender Jürgen Menzel die Geschichte des Vereins Revue passieren ließ.
Menzel erinnerte an die Anfänge der Kommunalen Kinos. „Spätestens seit den 60er Jahren begreift sich die Filmkunst eher als Veränderungsinstrument. Die unter diesen Bedingungen entstehende filmische Vielfalt wurde und wird jedoch von Teilen der kommerziellen Verleiher und Kinos bis heute ignoriert. Insofern hat sich an der Notwendigkeit von Kommunalen Kinos mit deren Angebot von Filmen neben dem Mainstream nichts geändert“.
44 Mitglieder zählt der Verein im 40. Jahr seines Bestehens. Trotzdem sind die Cineasten auch weiterhin auf der Suche nach aktiven Unterstützern und Förderern.
„Mit 20 Euro Jahresbeitrag haben Mitglieder das Recht, bei unseren monatlichen Programmausschusssitzungen eigene Film-Vorschläge einzureichen, über die demokratisch abgestimmt wird. So war es zu Beginn des Koki, und so ist es heute immer noch“, so der Vorsitzende. Mehr als 2500 Filme wurden seitdem präsentiert, über 55.000 Zuschauer haben die Filme gesehen. Schon seit Jahren besuchen durchschnittlich zwischen 55 und 70 Gäste die Filmabende. Für nicht wenige gehört der Mittwochabend um 20 Uhr mit Ausnahme der Sommer- und Weihnachtsferien zum festen Bestandteil des Freizeitprogramms. Anfangs wurden die Filme abwechselnd in der „Schauburg“, im „Regina Kino“ und im „Astoria“ gezeigt, schon seit einigen Jahren laufen sie in Verden’s mittlerweile einzigem Kino – dem „Cinecity“.
13 mal wurde das Koki-Jahresfilmprogramm in den letzten 20 Jahren von der Film-und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen kurz „Nordmedia“ ausgezeichnet, zuletzt mehrfach in Folge. Alle zwei bis drei Jahre veranstaltet der Verein ein Kurzfilmfestival, das unter dem Namen „Filmsalat“ firmiert und vor drei Jahren seine mittlerweile 12. Auflage erlebte. Eigentlich hätte in diesem Jahr das nächste Festival stattfinden sollen. Dann hat die Corona Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen den Verdener Cineasten einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dennoch ermutigten sowohl Bürgermeister Brockmann, als auch die Landtagsabgeordnete Dr. Liebetruth die Koki-Mitglieder zu einer Fortsetzung der Festivalreihe. Liebetruth stellte Fördermittel in Aussicht, wenn der Verein auch jugendlichen Filmemachern einen Raum gäbe. „Nie haben Jugendliche so viel eigene Filme kreiert und überwiegend in sozialen Netzwerken veröffentlicht, wie heute“, so Liebetruth. Bei den bisherigen Festivals reichten Nachwuchsfilmer*innen aus ganz Deutschland und dem europäischem Umland ihre bis zu 20minütigen Filme ein und ließen sie von einer aus etablierten Filmschaffenden und Branchenkennern bestehenden Jury bewerten, und für nicht wenige war dies der Beginn einer großartigen Karriere: Beispielhaft nannte Menzel die Gebrüder Lauenstein, die mit ihrem Trickfilm Balance 1990 im Koki-Festival-Programm liefen und damit sowohl den Bundesfilmpreis in Silber und den „Oscar“ in Hollywood gewannen, und Veit Helmer, der ebenfalls vor 20 Jahren mit einem Kurzfilm beim Filmsalat vertreten war und letztes Jahr mit „Quatsch und die Nasenbärbande“ als bester Kinderfilm für den Deutschen Filmpreis nominiert war. Auch Dustin Loose, der Gewinner des Festivals 2015, gehört in diese Kategorie. Mit „Erledigung einer Sache“ nach einer Romanvorlage von Hakan Nesser gewann er Haupt- und Publikumspreis des Filmsalat 11 und wurde für dasselbe Werk ein paar Tage später in Los Angeles mit dem silbernen Studenten-Oscar ausgezeichnet. Inzwischen ist Dustin Loose ein gefragter Regisseur. Das Gleiche gilt für André Erkau oder Sarah Winkenstette, beide Gewinner der Publikumspreise Filmsalat 8 in 2006 und Filmsalat 10 in 2012, sowie für Sven O. Hill, geboren 1975 in Düsseldorf, dem Regisseur des Films „Coup“, der im Anschluss an den Empfang gezeigt wurde. Hill studierte Dokumentarfilm und Kamera an der Filmhochschule FAMU in Prag, gefolgt von einem Aufbaustudium Film in Hamburg. Als Kameramann war er an zahlreichen Kurz-Spielfilmen und Dokumentarfilmen beteiligt. Mit „Coup“ präsentiert er jetzt ein unterhaltsames Spielfilmdebut. Der Film erzählt in einem Mix aus Spiel-, Doku- und Animationsfilm die Geschichte eines außergewöhnlichen Bankangestellten, beruhend auf Original-Interviews.